Wann darf die/der Osteopath:in behandeln? Eine osteopathische Behandlung kann ab der 12. Woche bis kurz vor der Geburt durchgeführt werden. Dann ist sie nach der Wochenbettzeit möglich. Wenn während der Wochenbettzeit osteopathisch behandelt werden soll, muss eine Verordnung vom Arzt oder der Hebamme vorliegen.
Geburtsvorbereitende Osteopathie. Besonderes Augenmerk liegt auf der Beckenstatik: von hier aus richtet sich die Wirbelsäule zwischen Becken und Atlas (oberstem Halswirbel) ein. Deshalb ist vor allem die craniosacrale Osteopathie zur Geburtsvorbereitung sinnvoll. Sie umfasst den Bereich vom Atlas zum Sakrum. Dabei werden vom Schädel bis zum Becken entlang der Wirbelsäule Bewegungseinschränkungen und Blockaden behandelt. Typische Schwangerschaftsbeschwerden können sanft begleitet und gelindert werden. Dies geschieht durch Osteopathie und durch Taping.
Das Becken. Die Einrichtung des Beckens ist von zentraler Bedeutung. Denn vom Sakrum gehen nicht nur wichtige Spinalnerven aus. Becken und Sakrum helfen – wenn sie ausgerichtet sind – dem Kind beim Einrichten im Mutterleib und können die Geburt erleichtern. Denn ein bewegliches Becken ist wichtig für einen unkomplizierten Verlauf der Geburt.
Durch die Gewichtszunahme und je nach Lage des Kindes, verändern sich Zug- und Druckverhältnisse im mütterlichen Körper gravierend. Die Behandlung des Beckens ermöglicht eine gute Anpassung an die während der Schwangerschaft auftretenden Veränderungen bezüglich Gewichtszunahme und Statik. Sehr oft verschiebt sich das Sakrum zusammen mit der Wirbelsäule im Verlauf der Schwangerschaft. Es kann zu Beckenblockaden und Rückenschmerzen kommen.
Beschwerden während der Schwangerschaft. In der Schwangerschaft kommt es häufig zu Kreuzschmerzen, Bewegungseinschränkungen und Wasser in den Beinen. Die Ursachen hierfür sind ganz unterschiedlich und eine individuelle Behandlung ist hier sinnvoll. Ein verdrehtes Becken, ein weggeknickter Steiß oder eine verlagerte Beckenbodenmuskulatur sind durch sanfte Techniken gut behandelbar. Gewichtszunahme, Mehrbelastung der Wirbelsäule und anderer Gelenke aber auch die hormonelle Veränderung verlangen vom Körper Höchstleistungen. Sanfte Korrekturmaßnahmen führen zu Ausgleich und Ruhe, erleichtern die Schwangerschaft und begünstigen den Ablauf der Geburt. Typische ist auch die Rectusdiastase. Sie kann während und auch nach der Schwangerschaft behandelt werden. Der gesamte Bauch kann während der Schwangerschaft mit Tapes gut unterstützt werden.
Narbenentstörung vor und nach der Geburt. Nach der Geburt hilft die Osteopathie bei der Harmonisierung des Körpers. Auch jetzt ist die Einrichtung des Beckens entscheidend, denn während der Geburt kommt es allzu oft zu Beckenblockaden, einer Sakrumtorsionen oder sogar zu einem depressed sacrum, das Wochenbett-Depressionen begünstigen kann. Die Zeit des Stillens und des Tragens des Kindes führt immer wieder zu Schmerzen in der Wirbelsäule. Eine Kaiserschnittnarbe von einer vorangegangenen Geburt sollte vor der nächsten Geburt behandelt werden, da sie die kommende Geburt behindern kann.
Osteopathie nach der Geburt. Bei der Entbindung werden die Bänder des Beckens sowie alle anderen Strukturen wie der Beckenboden extrem gedehnt. Sehr gut kann beispielsweise die Rectusdiastase behandelt werden. Nach Eingriffen etwa durch Zange, Saugglocke, bei Steisslage oder Zwillingsgeburt kann die Rückbildung gestört sein.
Nicht selten sehe ich nicht nur verdrehte Becken, sondern auch Verschiebungen bei den Schambeinknochen. Dies beeinträchtigt die gesamte Körperstatik der Mutter und kann Ursache für diverse Beschwerden im Bewegungsapparat sein. Aber auch Symptome wie Kopfschmerzen, hormonelle Störungen, Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Depressionen aber auch Erbrechen, Schlafstörungen, Migräne, Rückenschmerzen, Venenprobleme, Blasenstörungen können sich hieraus entwickeln. Vor allem ein Kaiserschnitt hat eine ungünstige Zugwirkung auf das Becken und auch auf Druckverhältnisse im gesamten Bauchbereich. Die Auswirkungen dieses Eingriffes zeigen sich oft erst nach einiger Zeit. Eine Kaiserschnittnarbe kann frühestens ab 8 Wochen nach der Geburt behandelt werden.